SchwhK/40

Oh man !

Gäbe es einen Preis für die nervöseste Teilnehmerin – ich würde ihn definitiv bekommen. Ich hatte schon seit Donnerstag regelrecht „Magenschmerzen“, Samstag früh konnte man mich denn auch komplett als „out of order“ bezeichnen. Liegt eindeutig an der Prüfung – für mich ist die 40 Std Fährte einfach das „Größte“, was ich von meinem Dackel erwarte, ich führ gern auf Vp, Spurlaut ist klasse, Stöberarbeit sowieso, normale Übernacht-Fährte machen richtig Spaß.. aber eine Fährte, die zwei Nächte liegt, in einem Revier, in dem die Sauen nachts Samba tanzen… hallelujah! Dann noch der Gedanke, einen sehr jungen und unerfahrenen Hund zu haben, der Gedanke, daß die „Generalproben-Fährte“ ein Schuß in den Ofen war – wie sagte der Fährtenleger so treffend „halb zog sie ihn, halb sank er hin“… dann hatten wir hier in Düsseldorf trocken-sonniges Wetter, was hatte ich mir Regen gewünscht!!! Ich hatte mit Flugsvinn hier noch eine 40Std-Fährte gemacht, die lief sie dann zwar super – aber es war eben regnerisch-feucht. Ich wußte, sobald sie auf trockenem Laubboden suchen muß, wird sie arge Probleme bekommen…

Ja, und so saß ich dann am Prüfungsmorgen im Vereinsheim am super-lecker gedeckten Frühstückstisch und hab außer gefühlten drei Liter Kaffee nichts runterbekommen. Reich mir schnell den Übelkübel, sonst wird mir ohne Kübel übel… seufz! Finchen lag ungerührt in ihrer Tasche und schlief selig -war ja noch früh! Sie ließ sich von mir so garnicht anstecken… man gut!

Bei der Verlosung kam mir dann die Nr 3 in die Hände – war ja eigentlich schonmal ein gutes -zumindest beruhigendes- Zeichen, ich hatte schon sooo oft die Startnummer drei und es ging NIE daneben. Egal – das war mal… heute ist alles anders…

Die ersten beiden gingen schonmal ins Revier, wir anderen beiden wurden wo anders hingefahren, unsere Fährten lagen woanders. Tja – und dann hieß es warten… und warten… Finchen war aufgeregt, aber nie überdreht, wartete brav im Auto auf der Decke (puh – wär ja peinlich gewesen, die Autositze von anderen Leuten zu ruinieren…) – der erste kam zu unserem Treffpunkt – Waidmannsheil, bestanden! Der Boden war feucht, es hatte sogar am Vortag geregnet… meine Hoffnung stieg langsam. Der zweite kam dann auch nach einer gefühlten Ewigkeit – ebenfalls bestanden. Und DANN war es soweit – tief durchatmen und los ging es. Das Richterteam war gut gelaunt, man plauderte fröhlich… und ich wackelte mit meinem Zwergdackelchen ziemlich infarktgefährdet hinter allen her… ja werd ich denn garnicht ruhiger? Ich WEISS doch, daß sie es kann, man, ich hab doch geübt !!! Sie hat die Nase ihrer Mama, die ja wirklich ein toller Schweißhund ist… nee.. die ganzen Gedanken konnten mich nicht wirklich beruhigen…

Und da war er dann: der Anschuß. Geschirr umgelegt, Schweißriemen abgerollt, mit dem kleinen F hin, ruhig angesetzt, … laufen lassen! Und plötzlich war sie da: die lang ersehnte innere Ruhe. Jetzt wußte ich – wenn der Hund Unsicherheit zeigt, kommt es auf mich an, jetzt braucht sie mich, jetzt ist Schluß mit diesem hysterischen Getue. Einmal hat sie sich verfranst (.. da war er, der gefürchtete laubige Untergrund) aber sie fing sich und arbeitete sich wieder ein… ein anderes Mal wäre ich ja viel lieber rechts langgegangen, aber ich habe gelernt, die menschliche Besserwisserei hintenanzustellen und immer wieder gedacht „der Hund hat die Nase, nicht ich…“ – ja und was? Sie war richtig!!! Das erste Wundbett – JAAAAA ! Der Boden war teilweise sehr feucht und gut begrünt – es war perfekt für Flugsvinn, ich habe innerlich gejubelt – sie lief wie am Schnürchen, es war einfach nur eine Freude, hinterherzulaufen. Etwas schwer zeitweise für den kleinen Zwerg, denn es ging über Baumstämme, Wurzeln und ein oder zwei Gräben (trockene allerdings) mußten  auch durchlaufen werden aber sie hat das alles souverän gemeistert. Dann wurde es aber an einer Stelle echt haarig – das war nach dem zweiten (jippieh, gefunden…) Wundbett, da war der gefürchtete „Wild-Tanzplatz“. Da muß über Nacht fürchterlich was losgewesen sein… Ich hab es früh genug gesehen, sie ging mit der Nase sofort hoch, im gleichen Augenblick war ich aber auch schon bei ihr, hab sie wieder etwas beruhigen können und bin dann auf die Knie, hab waaaahnsinnig fährteninteressiert getan (hab Null Schweiß entdeckt, das ging voll ins Blaue) und habe sie dann wieder „runterbringen“ können und sie suchte zügig weiter… zügig zum nächsten Wundbett (ich gebe zu, ich habs nicht gesehen, ich war von der vorherigen Aktion schweißgebadet, hatte ja keine Ahnung, ob ich sie da wirklich sauber rausgelotst hab) und genauso flott und zügig – ja, da lag es- zum Stück. Geschafft – tatsächlich. DA bekam ich dann nochmal das große Zittern und ich hätt mich am liebsten erstmal hingesetzt – ich war ja völlig fertig  – glücklich, ungläubig und fix und alle !!! Wir haben die 40 Stunden -Fährte gemacht ! Unglaublich – der kleine süße Fratz mit seinen 17 Monaten hat mal eben locker aus dem Ärmel geschüttelt, was ein Näschen er hat!

Als es dann nach dem Mittagessen zur Preisverleihung ging, hab ich gedacht, gut bestanden, alles paletti… der erste (=vierte Platz) wurde aufgerufen… -mh, da war das Finchen doch besser als einer der älteren und erfahreneren Dackel, nett, hat mich gefreut für sie… der zweite wurde aufgerufen… ???… dann wurde der Zweitplatzierte aufgerufen… auch dieses war NICHT mein Dackelchen… und ich bin in Grund und Boden gesunken… wie auch immer sie DAS gemacht hat – sie hat den Tagessieg geschafft. Mein kleines F… als Anerkennung dafür gab es einen sehr schönen Preis, den ich garantiert an die Wand hängen werde, das glaubt man! Und als wäre das nicht schon genug, gab es auch noch einen Extra Preis für das beste Mensch-Hund-Gespann, bei dem es  auf die Teamarbeit zwischen Zwei- und Vierbeiner ankam… Für das F-chen und mich… ich bin immer noch total platt, wenn ich daran denke… was habe ich mich verrückt gemacht –

   

Und wieder geht mein Dank an die ausrichtende Gruppe, das tolle Richterteam (sie tun ja wirklich alles, um einen etwas zu beruhigen, lach…), den Fährtenleger nebst Helferin, … das ganze Drumherum…ich würd ja auch gern sagen – tolles Essen – aber ich hab ja leider nix runtergekriegt – sah aber lecker aus!!!!

…und jetzt ist erstmal Schluß mit Prüfungen!!!

…und ein großes Dankeschön an meinen kleinen Hund, der an dem Tag wirklich über sich hinausgewachsen ist und mir gezeigt hat, daß all meine Bedenken, egal was vorher schiefging oder auch nicht, völlig unnötig sind – sie macht das schon!

Ein Gedanke zu „SchwhK/40“

  1. Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle von mir. Du bist wirklich eine „Dackel-Freundin“ durch und durch.
    Bei dir müsste es eigentlich heißen: „Alles für den Dackel. Alles für die Zucht.“ Oder so. Finde das wirklich irre, was du alles so treibst. Über deine ganzen Aktivitäten könntest du sicher ein Buch schreiben. So engagiert ist man wirklich nur, wenn man „dackelverrückt“ ist.
    Verneigung vor Deiner Tagessiegerin!!!

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